Zum Ende der Anfang

Schwupps da waren es noch zwei. Verdammte Axt, ich glaub es kaum… Vor einem dreiviertel Jahr, kurz nach dem ich die Entscheidung zu meiner Reise endgültig und mit allen Konsequenzen getroffen habe, da kam mir das alles so weit weg vor. Tut es eigentlich immer noch, denn mittlerweile glaube ich fest daran, dass ich das mit der Reise erst begreifen werde, wenn man mich mit aller Gewalt in den Flieger zwingt.

Und jetzt so kurz davor, was passiert da mit mir? Eigentlich nicht viel, ich lenke mich mit allerlei Nebensächlichkeiten ab um nicht dauernd an die wenige Zeit und die damit verbundene Trennung von all den Freunden und der Familie zu denken und daran zu verzweifeln. Beim Globetrotter kennt man mich mitlerweile mit Vornamen, da ich fast jeden Tag wegen irgend einer Kleinigkeit dort aufschlage und mich dann hinterher Frage wie ich das in meinen eh schon bis zum bersten gefüllten Rucksack bekommen soll. Daraus resultiert, dass ich den Rucksack nun schon zum 1432sten Mal aus- und wieder eingepackt habe um sowas wie ein optimales Nutzungsverhältnis zu ermitteln. Es ist eine Sisyphus-Arbeit, denn es passt nun mal nicht mehr rein, als mit aller Gewalt reingeht. Resigniert wünsche ich mir Hosentaschen wie eine Comicfigur, mit negativem Raum oder einen Molekular-Atomatisierer, dann könnte ich viel entspannter packen und auch meine geliebte Espressomaschine hätte noch einen Platz gefunden.

Um meine letzten offenen Punkte auf der Todo Liste abzuhaken, habe ich eine Fährverbindung von Buenos Aires nach Montevideo mit Buquebus gebucht, zumindest hoffe ich das, denn mein Spanisch reicht für… nada. Aber egal was ich da letztenendes gekauft habe, es sieht hübsch aus und ich bin mir sicher es fährt irgendwie von A nach B. Schließlich gilt: Der Weg ist das Ziel, warum also sich so viele Gedanken über die Nebensächlichkeiten wie Abfahrts- und Zielort machen. Jetzt bitte ich inständig darum, dass mich Iberia nach meinem Weiterreiseticket fragt, sonst wäre der ganze, bis ins letzte Detail ausgeklügelte Plan zur Vermeidung unnötiger Komplikationen beim Check-In dahin. Wäre schon irgendwie schade, nicht um das Tickets nach Uruguay – denn das bedeutet einen Stempel mehr im CV der Weltreise – nein, schade wäre es, weil ich dann meinen Zettel mit der Auschrift: „Sie haben eine Kaffeefahrt mit Teilnahme am Bingoabend und anschließender Rheumadeckenverlosung – powered by Buquebus“ nicht aus der Tasche wühlen und dem Check-In Schalter-Menschen freudestrahlend überreichen kann, meist geprägt durch dieses Gefühl das den gemeinen Deutschen dann erfasst, dieses Gefühl der Überlegenheit alle Wenns und Abers bedacht zu haben und auf jede noch so kleine Überraschung mit den richtigen Maßnahmen reagieren zu können. Ich muss zusehen, dass ich diesen Tick unterwegs schnell wieder loswerde, es ist unglaublich anstrengend Deutsch zu sein.

Blicke ich zurück, stelle ich fest, dass ich mein bisheriges Leben geordnet abgewickelt und alles gebundene Kapital weitestgehend liquidiert habe. Es ist gleichbedeutend mit dem Ende der einen Ära, der fleissigen, zielgerichteten, erinnerungsreichen und bedeutet den Anfang einer neue Ära, der voller Staunen, vieler Überraschungen, unglaublichen Abenteuern und täglich neuen Erkenntnissen, mit wunderlichen Dingen und mit Fünfe grade sein lassen. Dem Ende des einen steht also der Anfang des anderen gegenüber und ich bin gespannt, wie der Kerl so drauf ist.

4 comments on “Zum Ende der AnfangAdd yours →

  1. Kleibner Tipp am Rande (den du sicherlich auch in jedem Guide bereits gelesen hast…)
    Wenn du in Montevideo landest und wirklich gutes Asado möchtest geh unbedingt ins Chacra del Puerto…Ist zwar von Touris überlaufen aber dort gibt es wirklich das beste Fleisch der Welt 🙂
    Viel Spaß auf deiner Reise…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.