Buenos Aires… und es ist unglaublich was diese Stadt aus mir macht. Am Anfang überwiegt der Abschiedsschmerz und ich fremdel ein wenig angesichts dieser enormen Stadt, aber die letzten Tage überschlagen sich und heute komme ich dazu ein paar Zeilen zu schreiben, da ich gerade keine Lust auf meine Hausaufgaben habe. Flug von Frankfurt via Madrid nach Buenos Aires, all inklusive – also mit Iberia-typischer Verspätung – und insgesamt knapp 23 Stunden Reisezeit. Der Pilot hat am Ende wohl noch mal Gas gegeben, wir hatten „gute Winde“ oder was auch immer, am Ende war es nur eine Stunde über par, glaub ich. Jetlag, Zeitverschiebung und völlige Übernächtigung gabs kostenfrei im Duty Free also war mir am Ende nur wichtig überhaupt irgendwo anzukommen. Wenn es die Karibik oder der Südpol gewesen wäre, ich glaube es hätte mich nicht sonderlich gestört. Pepe sammelt einen total zerknitterten Miguel ein und ich nutze die Fahrt zu meiner Unterkunft für einen ersten Testlauf meines propäritären Spanisch. Wir quatschen ein wenig über das Wetter und den Flug und dann fängt Pepe voller Stolz an mir die Vorzüge deutscher Kraftfahrzeuge und insbesondere seines Jettas aufzulisten; Ich beschließe spontan ihn zu mögen.
Für die nächsten vier Wochen steht Spanisch lernen auf dem Programm. Meinen Aufenthalt bei einer Gastfamilie im Haus von Norma, einer wirklich hinreißenden Dame die sich liebevoll um mich kümmert und daher liebevoll „Mamita“ genannt wird, hat die Sprachschule organisiert, genauso wie den Airport-Pickup. Norma kommt schnell dahinter, dass sich eine Konversation über die philosophischen Auswüchse der Neuzeit sehr einseitig gestaltet, daher beschränken wir uns auf das Wesentliche: Essen – Duschen – Schlafen. Bevor ich aber ins herrlich bequeme Bett schlüpfen kann, zeigt sie mir noch ein wenig von San Telmo und liefert mich nach ein paar Stunden total erschöpft bei sich zu Hause ab. Und dann passiert das, vor dem man dauernd gewarnt wird, man lernt neue Leute kennen. Mariana schleift mich und Guillermo, ein Arzt aus Peru und mein Zimmernachbar, am nächsten Tag in eine brasilianische Tanzbar wo wir die ersten Schritte in lateinamerikanischen Tänzen proben und bis in die Nacht quatschen, feiern und ein paar Quilmes (Bier) vernichten, die hier in der Regel in 1,5 Liter Flaschen ausgegeben werden. In der Sprachschule lerne ich Matt kennen und wir verbringen einen Nachmittag in La Boca auf dem Caminito, dem kunterbunten Wellblechviertel und landen unverhofft in den Semi Finals der Boca Juniors jr. als wir dazu eingeladen werden auf einem Bolzplatz mit den Straßenkids um die Meisterschaft zu kicken. Abends kommt Vincent vorbei, ein Freund von Mariana, und zusammen mit allen Mitbewohnern der „Casa de Norma“ gehen wir in ein typisches Restaurant in San Telmo; Essen, plaudern bis in die Nacht und genießen das Leben wie die Porteños.
So langsam finde ich so etwas wie einen Rythmus für den Alltag. In Sachen Planung für die nächsten Wochen stecke ich allerdings noch in den Kinderschuhen. Das Gefühl der Fremde und Ziellosigkeit, dass in den ersten zwei Tagen noch sehr ausgeprägt war, ist von mir abgefallen. Ich habe die Anlaufschwierigkeiten hinter mich gebracht und fange an auch die Zeit, die ich zwischendurch alleine verbringe, zu schätzen. Es ist die Zeit in der ich mich um all die Kleinigkeiten kümmern kann, die sonst auf der Strecke bleiben. Das Ganze entwickelt sich scheinbar zu einem Selbstläufer, denn im Augenblick plane ich wenig bis nichts und komme von einem tollen Erlebnis zum anderen. Ich bin gespannt wie es weitergeht.
Ok – ein Bild haben wir also schon, aber wann folgt der Film übers Tango-Tanzen ?
Viele Grüße nach Argentina, das hört sich alles beneidenswert gut an 🙂
Das mit dem Film behalte ich im Hinterkopf falls mir jemand mit einer Kamera über den Weg läuft 😉 aktuell stellt sich mir aber die Frage: Wo bekomme ich solch einen Hut her? Ich finde, ich sollte so einen haben…
Viele Grüße nach Luxemburg.