Es ist mein zweites Wochenende in Buenos Aires und ich fange an diese Stadt zu lieben. Täglich wechselt sie ihr Gesicht und präsentiert laufend neue Ansichten. Mein Mitbewohner Guillermo und ich verbringen viele Abende damit in irgendeiner Bar oder einem Restarant in der Stadt zu versumpfen und bis in die frühen Morgenstunden die Leute auf der Straße zu beobachten. In der Sprachschule kämpfe ich mich wacker durch, komme aber nicht in den Kauderwelschmodus, da mir viele Worte und Sätze einfach nicht im Gedächnis bleiben. Es ist ein wenig frustrierend die banalsten Sätze und Fragen jeden Tag aufs neue lernen zu müssen, da ich sie nicht im Kopf behalten kann, dauernd das gleiche zu lesen und zu wiederholen. Aber ich versuche mich durchzubeißen, versuche mein Englisch durch jedes Spanische Wort das ich kenne zu bereichern und habe mir heute zudem Lucky Luke auf Spanisch gekauft! Wenn das nicht hilft, dann weiß ich auch nicht.
Um mal Durchzuatmen hat mich Mariana letztes Wochenende nach Tigre mitgenommen, einem Vorort von Buenos Aires mitten in einem Flußdelta. Auf einer Bootsfahrt durch die Kanäle konnte ich bunte Ferienhäuschen, Hotelanlagen, Clubhäuser von Ruderclubs und dergleichen mehr bestauenen, überwiegend kunterbunte Holzhütten auf einem kleinen Eiland inklusive Bootsanlegestelle. Da die Erklärung der Top Spots dieser Kanäle auf Spanisch war und Mariana nur wenig Englisch spricht und daher kaum übersetzen konnte, hab ich nicht viel von dem was erzählt wurde mitbekommen. Es war trotzdem schön bei strahlendem Sonnenschein auf dem Fluß rumzutuckern und anschließend an der Uferpromenade zu schlendern.
Während der Woche laufe ich oft ziellos durch die Straßen der Stadt, verliere mich ein bisschen in Gedanken und verlaufe mich dadurch mit erstaunlicher Regelmäßigkeit. Aber ich hab rausgefunden, dass ich wohl einen recht brauchbaren Orientierungssinn besitze, denn irgendwie schaffe ich es einen Punkt zu finden, den ich kenne, um mich dann von dort aus erneut zu verlaufen oder den richtigen Weg zu finden. Es ist amüsant sich bei dieser Irrfahrt selbst zu beobachten. Die Tage sind prall gefüllt, ebenso die Nächte. An einem Abend nehme ich an einer Weinprobe in Palermo Teil, an einem anderen Abend bin ich in einem wirklich genialen all-you-can-eat Restaurant in Puerto Madero. Zwei Abende später finde ich mich wieder auf einem Platz in Palermo Soho, wo ich an Reizüberflutung leide. Denn dort reiht sich eine Bar oder Disco an die nächste, jede darauf Bedacht möglichst viel Aufmerksamkeit zu erziehen und man daher die volle Breite an Rock, lateinamerikanischen Klängen, Techno, House und Tango serviert bekommt.Ich kann mich an diesen Orten nicht an den Menschen sattsehen.
Heute war zudem Abends ein Marsch zum Gedenken an die Menschen die nach der Zeit des Militärputsches vom 24. März 1976 verschwunden sind und in den Straßen waren und sind tausende Menschen mit Transparenten, Trommeln, Böllern und Fahnen unterwegs. Ich hätte gerne mehr über die Menschen, die Teilnehmer und die Motive erfahren, die Sprachbarriere hindert mich jedoch daran.
sprechen, junge…das einzige was hilft, um eine sprache zu lernen…sprechen!
Nos enteramos sólo a través de la práctica!
Ich geb mir Mühe 😉
Das wird schon, und dann redet man einfach drauf los 🙂
Die Fotos gefallen mir – gerade die kleinen Ausschnitte vermitteln ein sehr schönes Bild von den Eindrücken, richtig gut.
Danke! Und ich denk auch, dass das mit dem Spanisch irgendwann mal funktioniert 😀