Der Weg zum Mars – Salar de Uyuni I

Mal wieder rappelt irgendwo im Zimmer ein Wecker, der Ton zieht schrill durch die Nacht, das Display zeigt 7 Uhr an. Viel zu früh, vor allem nach einer Fleischer-Schlachtplatte (Parillada) und (zu?) viel Wein am Vorabend. Anna und ich verlassen das Bett nur deshalb so früh, da wir einen 3-Tages Trip in die Salzwüste gebucht haben und mir erschließt sich Schlagartig, warum alle Reiseveranstalter immer nur Vorkasse akzeptieren. Der Kampf gegen das Umdrehen und weiterschlafen verlieren wir nur knapp, dem Wecker konnten wir immerhin ein Snooze abknöpfen. Die Rache des Weckers folgt unmittelbar, denn hektisch packen wir den Rucksack und Unmengen an Wasser in 5-Liter-Kanistern werden gestapelt. Die Badehose noch fix angezogen und schon sitzen wir im Bus. Der Weg zur Salar de Uyuni verspricht einiges an Unterhaltung, dass ich mich im NASA Testgelände für den Mars-Rover verlaufe, war nicht vorgesehen.

Den bolivianischen Stempel erhalte ich am Grenzposten für Touris auf ca. 5.000m Höhe, ich freue mich tierisch auf die ersten Effekte der Höhenkrankheit und endlosen Coca-Blätter-Genuß, aber Pustekuchen – selbst nach drei Tagen in 3.500m bis 4.500m Höhe passiert bei mir nix außer einem leicht beschleunigten Herzschlag. Ich will mein Geld zurück, hab ich doch extra Not und Elend gebucht. Okay in Form von unbeheizten Hütten in denen wir am ersten Abend übernachten kommt noch ein wenig Elend auf. Es ist kalt in der Gegend um die Salar de Uyuni, saukalt. Damit wir uns auf Grund dieser abartigen Kälte zwischendurch auch mal aufzuwärmen können, macht Miguel (nein nicht ich) unser Fahrer einen Stopp an den heißen Quellen. Ratzfatz sind Anna und ich in Badesachen und schon im Pool, hinter mir ziehe ich den lauten Knall beim durchbrechen der Schallmauer her. Nachts fällt Schnee, der auf der Haut brennt. Der Brasilianer in unserer Gruppe flippt aus vor Freude. Denn es ist sein erstes Mal, dass er weiße Flocken sieht. Ich frage mich insgeheim, wann ich mich das letzte mal so kindisch über Schnee freuen konnte und werde ein wenig neidisch.

Doch all diese Unanehmlichkeiten sind wie weggeblasen, wenn man die abstrakt-schöne Form der Landschaft betrachtet. Manchmal ertappe ich mich bei dem Gedanken ob wir den Planeten Erde hinter der letzten Kuppel nicht wirklich verlassen haben und unterwegs irgendwo zum Mars oder zur Venus abgebogen sind. Rote, braune, gelbe Erde zieht sich in verschiedenen Schichten durch die Hügel und Berge. Die Landschaft ist überwiegend karg und felsig, ab und an gibt es Felder mit Wüstengras. Und mittendrinn sorgen vielfarbige Lagunen für bunte Kleckse in dieser außerirdisch anmutenden Gegend. Grün, blau, türkis, rot, manche mit Flamingos, andere mit Vikunas oder Llamas…

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