… Vor mir liegt eine schier endlose, weiße Wüste. Das Licht ist so grell, dass es durch die Gläser der Ray Ban immer noch blendet. Die Lady gibt wirklich alles, aber gegen dieses Weiß kommt sie nicht an. Einen Augenblick verschwende ich meine Gedanken an die optische Wirkung einer Skibrille auf meinem Kopf. Ja, wäre bestimmt schön gewesen. Irgendwo in diesem endlosen Teppich aus Salz drehe ich mich immer und immer wieder im Kreis bis mit schwindelig wird. Ich bin berauscht von dieser reinen, unschuldigen Abwesenheit jeglicher Farbe. Weißer als weiß, so weiß, dass nicht mal Meister Proper das hinbekäme. Ultra-Bright-And-White, krass!
Natürlich glaube ich meinen Augen nicht und lecke am Boden. Er schmeckt salzig! Also ist noch alles in Ordnung mit meinen Synapsen und der Tour Guide hat auch nicht gelogen. Wir befinden uns aktuell in der Salzwüste in der Nähe von Uyuni, daher der Name: Salar de Uyuni. Die Leute hier sind ausgesprochen kreativ bei den Namen die sie den Orten geben. Umgeben von so viel Salz möchte ich gerne ein Steak mit grobem, schwarzem Pfeffer. Aber zu Essen gibt es Hühnchen und Reis, beides ein wenig ungesalzen – sehr merkwürdig. Die Fahrt geht weiter nach Uyuni und dem Cementerio del Tren, einem Schrottplatz in der Nähe von Uyuni wo einige alte Lokomotiven in der Wüstensonne vor sich hin rotten. Es ist ein Spielplatz für Erwachsene oder jene die es bald sein werden, denn die lokale Dorfjugend nutzt den Platz um mit ihren Mofas ordentlich Krach zu machen und Wheelies zu proben oder die Räder durch den Sand rutschen zu lassen.
Für den Großteil unserer Mitreisenden ist die Tour in Uyuni zu Ende. Anna und ich hab die Rückfahroption nach San Pedro gebucht, also teilen wir uns eine Pizza und ein Bier und steigen bei Herakleios ins Auto. Die Götter mögen mit uns sein, einen griechischen Philosophen haben wir ja scheinbar schon an Bord. In seiner effizienten Art zu Sprechen – er hat glaube ich die Ein-Wort-Sprache mit erfunden – weist er uns auf eine Gruppe Nandus („Nandus!“) und so etwas wie den Grand Canyon („Canyon!“) der Region hin. Mehr Worte hat er glaube ich nicht in den nächsten 6 Stunden, die wir durch das bolivianische Hinterland brettern, gesprochen. Ach doch, irgendwann hat er uns noch – unter Verwendung ganzer Sätze – gefragt, wo wir übernachten möchten. Zur Auswahl stand ein Dorf mitten im Nirgendwo mit der verlockenden Aussicht am nächsten Morgen um 5 Uhr aufzubrechen oder das Refugio der ersten Nacht und Aufbruch um 7 Uhr. Da ich der geborene Morgenmensch bin, habe ich mich für zweiteres entschieden. Anna fand die eisige Herberge mit Außenklo auch nicht sonderlich einladend. In Betracht der nächtlichen Geisterfahrt, wäre es aber wohl die deutlich clevere Alternative gewesen.
Nahezu ohne (funktionierende) Beleuchtung, einer bolivianischen Frau mit Kind an Bord und mit göttlichem Schutz brettern wir über Schotterpisten quer durch die Cordillera. Ich vermisse ein gackerndes Huhn über meinem Kopf um das Klischee vollständig zu bedienen. Ab und an sehe ich im fahlen Mondlicht einen Abgrund neben uns aufblitzen und mir wird ein wenig mulmig im Magen. Die Beschleunigungs- und Bremsmanöver steigern sich von moderat bis geistesgestört, ich kralle mich in die Armlehne an der Tür um nicht dauernd mit Herakleios Kopf zusammenzustoßen. Anna schläft seelig neben der Bolivianerin, wie sie das geschafft hat ist mir schleierhaft. Unser Fahrer aus der Hölle hat absolut keinen Plan wo er hinfährt. Den Weg lässt er sich von der Bolivianerin erklären, die sich scheinbar anhand des Sternenhimmels oder Llama-Kothaufen orientiert. Für mich sieht jede Kurve und die danach folgende Bergkuppe gleich aus und hätte man mich gefragt würde ich Stein und Bein schwören, dass wir im Kreis führen. Nach endlos erscheinenden 2 Stunden erreichen wir mit Glück die Unterkunft der ersten Nacht und fallen erschöpft ins Bett. Am nächsten Morgen übt unser Fahrer das Querfahren auf Schnee. Ich bin im Himmel oder zumindest sehr nah dran!
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