Inseln üben etwas ungemein faszinierendes auf mich aus, egal wie Scheiße die Anreise war, wie viel Zeit ich vorher dabei in Guayaquil verplempert habe um auf den Startschuss zu warten, sobald mein Fuß Inselboden berührt, bin ich tief-entspannt und wenn mir dann noch Freddy fröhlich entgegen winkt und mich vom Flughafenterminal direkt auf ein 5-Sterne-Luxus-Katamaran schleppt, weil er zufällig noch ein Plätzchen freihat, dann geht das Backpacker-Roulett mal wieder voll auf. Leute, vergesst das planen. Galapagos hat sie noch, die Ultra-Last-Minute-Schnäpchen, auch in der Hauptsaison.
Vor Drei Wochen hatte ich einen Flug und eine Badehose, seit ein Paar Tagen eine Fototapete auf der Innenseite meines Hirns. Als ich das erste mal gedankenverloren über einen Leguan stolpre bin ich fast ausgeflippt vor Freude, das gleiche bei Seelöwen, Boobies, Pelikanen, Schildkröten, Haien, und so weiter. An jeder Ecke liegen sie zu hunderten träge in der Sonne herum und scheren sich einen Dreck um die zweibeinigen Gestalten, die nicht mal richtig laufen können. Nach 6-Tagen gibt mein Körper resigniert auf weitere Glücksgefühle zu produzieren und ich bin um ca. 1200 Fotos reicher. Auf der Insel Isabella mache ich eine Siesta mit einem Seelöwen, am roten Strand von Rabida beobachte ich zwei Stunden lang eine Seehundefamilie. Ich bin überglücklich als das nur wenige Wochen alte Junge auf mich zu robbt, kurz an mir schnüffelt und, als es meinen Geruch für nicht gut genug befindet, wieder zu Mama schleicht um weiter geräuschvoll Muttermilch zu saugen. Dieser Moment ist so unendlich wertvoll, da ich zum ersten Mal nicht als Störenfried in einer vom Menschen nur allzu oft beeinflussten Natur gesehen werde sondern einfach nur als uninteressantes Objekt. Bis auf wenige Zentimeter kann ich mich allen Tieren nähern, dass allein ist jeden einzelnen Dollar wert.
Auf dieser Kreuzfahrt habe ich mein Backpackerleben kurzfristig aufgegeben. Duschen mit richtigem Druck und dosierbaren Warmwasser hatte ich seit drei Wochen nicht mehr. Drei mal am Tag All-You-Can-Eat-Buffet vom feinsten, sorgen dafür, dass ich meine seit Anfang der Reise verloren 7 Kilo wieder ein wenig eingesammelt habe. Ein Katamaran mit 2 mal 350 PS, mit Kabinen so groß wie eine Hotelsuite und so viel Platz das man ungestört gemütlich auf dem Vorderdeck lümmeln kann. Die Crew liest mir jeden Wunsch von den Lippen ab und ab dem zweiten Tag möchte ich meine Teller wieder selbst abwaschen, um ein Stück Normalität in meine Welt zu holen. An Bord gibt es tatsächlich Menschen, denen das noch nicht genug ist und sich über das Wetter, die Tiere oder die Aussicht beschweren. Für mich ist das alles unfassbar, denn Abends sitze ich mit Anita, Dominik und Chris gemütlich auf dem Oberdeck, trinke auf Kubas Freiheit und lasse mich von Geschichten aus Fernost einlullen. Das Schweizer Pärchen ist seit zwei Jahren unterwegs und ein reicher Fundus an Informationen, Chris, in seinem 1-Dollar-Hawaii-Shirt sieht er aus wie der Skipper von Gilligans Insel, hat in seinem langen Leben viel von der Welt gesehen und ich liebe es seinen Storys von vor 20 oder 30 Jahren zu lauschen, aus Zeiten wo die Welt noch in Ordnung schien. Unsere kleine Welt ist perfekt, das Inselidyll wieder voll ausgeprägt. Vielleicht wird sich hieraus nicht die großartige Freundschaft ergeben, die ich mit anderen Reisenden kurzzeitig erleben durfte, aber es bleiben gute Menschen in Erinnerung.
Mit Anita und Dominik gehe ich nach der Kreuzfahrt noch Tauchen, völliges Kontrastprogramm. Die Guides kümmern sich wenig bis fahrlässig um ihre Gruppe. Checkdive, Briefing, Statusabfragen unter Wasser, alles Fremdwörter. Wenn Anfänger, und dazu zähle ich mich selbst auch, sich mehr und öfters gegenseitig abfragen um ein Feedback zu bekommen über Zustand und Luft und der Guide während zwei Tauchgängen zum Teil nicht mal weiß wo seine Gruppe ist, dann kommen ernsthafte Zweifel auf ob einige Menschen den richtigen Job gefunden haben. Denn eines wird auf Galapagos deutlich, Geld bestimmt hier alles, im besonderen das schnelle. Licht und Schatten liegen mal wieder unendlich nah beieinander und mit Ecuador werde ich nicht warm. Die Freundlichkeit die ich bisher in gesamt Südamerika erlebt habe, köchelt hier nur auf Sparflamme. Mein Entschluss den Rest vom Land links liegen zu lassen und die nächsten zwei Wochen in Kolumbien zu verbringen, bereue ich daher nicht.
Einzigartig. Toll zu lesen; wundertolle Bilder.. wie immer kann ich nur sagen: wow. 🙂
Und ich bedanke mich herzlich 🙂 auch wie immer 😀